Frühjahr 2001

Die Idee zu einem virtuellen Buchclub ist auf einer Geburtstagsfeier am 8. Januar dieses Jahres entstanden.  Mirko Schneider – das bin ich – war eingeladen und traf einen jungen Mann, der sagte, er habe "voll Bock auf Literatur", auf wöchentliche Treffen in einem Club, in dem dann Bücher gelesen, rezensiert und mitunter auch eigene Verse geschrieben werden. Ich war begeistert von dieser Idee und wir einigten uns darauf, uns telefonisch zu verständigen. Es lief jedoch leider so, wie ich befürchtet habe. Er meldete sich telefonisch nicht und als ich ihn einmal erreichte, vertagten wir uns wieder. Später ließ er mir mitteilen, er habe eigentlich "gar keine Zeit für einen solchen Club".

Juni 2001

Ich war ein paar Monate enttäuscht (viel zu lange), doch dann kam mir die Idee seine Idee dennoch in die Tat umzusetzen, auch wenn er nicht dabei sein konnte. Ich sprach einen Studienkollegen an und kontaktierte meinen besten Freund. Wir begannen eine Diskussion im Internet. Wir entwarfen ein Programm, entwarfen ein paar Regeln und diskutierten eifrig drauflos. Es lief wirklich gut. Dann kam uns - kurz bevor wir nun die ersten Buchvorschläge machen wollten - die Idee eine vorläufige maximale Mitgliederzahl festzulegen und wir einigten uns auf die 6. Um ein Gleichgewicht der Geschlechter herzustellen, suchten wir erst einmal in unserem Freundes- und Bekanntenkreis. Eine weitere Studienkollegin meinerseits wurde so unser 4. Mitglied. Aber zwei Mitglieder fehlten uns immer noch. Da eine Homepage bereits in Planung war vertagten wir die Werbung neuer Mitglieder bis zur Erstellung der Erstfassung der Homepage.

Sommer 2001

Wir begannen dann das erste Buch zu lesen. Jeder machte zwei Vorschläge. "Der Proceß" von Franz Kafka gewann. Wir lasen das Buch und schrieben dazu Essays, die ja auch schon auf der Homepage ausgestellt sind. Nun werden wir bald in die erste Diskussionsphase eintreten, das heißt, auf Grundlage der vorliegenden Essays über den Proceß diskutieren.

20. Oktober 2001

O livro geht online und macht sich auf die Suche nach neuen Mitgliedern:

Endlich ist es soweit: O livro ist online. Viele Fragen tun sich auf und sie sollen alle beantwortet werden. O livro ist portugiesisch und heißt: das Buch. Der Name ist Programm: wir wollen Bücher lesen und gemeinsam darüber diskutieren. Nein, nicht Bücher in portugiesischer Sprache, sondern Bücher aus aller Welt, aber in Deutsch. O livro repräsentiert unseren multikulturellen Anspruch und wurde nicht zuletzt aus phonetisch-ästhetischen Gründen gewählt.

Wir, das sind z. Z. vier Studenten aus Hamburg und Düsseldorf, suchen noch Verstärkung für O livro. Weil wir die Zahl der Mitglieder auf 6 Personen beschränkt haben, sind noch zwei "Posten" frei! Wenn du also gerne Bücher liest, wenn du gerne diskutierst, wenn du studierst (Studienfach spielt keine Rolle) und zwischen Anfang und Ende 20 bist, dann melde dich doch bei uns. Noch eine Bedingung: da die weibliche Welt in O livro noch stark unterrepräsentiert ist (im Verhältnis 1:3) und wir gerne ein Gleichgewicht der Geschlechter herstellen würden, suchen wir bevorzugt intelligente und selbstbewusste junge Frauen, die Spaß an Literatur und leidenschaftlichen Debatten haben. Wo du wohnst ist unerheblich, da O livro ein virtueller Club ist: bei uns wird im Internet und per e-Mail diskutiert." (Bitte, nicht mehr melden, wir sind nunmehr vollständig!)

25. Oktober 2001

O livro hat zwei neue Mitglieder! Zum einen Tanja Moritz, ein weiterer Bücherwurm aus dem hohen Norden des Landes. Sie kommt aus Kiel und studiert dort Informatik. Zum anderen Sarah Weigelt, die ebenso wie Dirk aus dem "Dorf an der Düssel" kommt. Sie studiert an der Heinrich-Heine-Universität Psychologie und Philosophie. Mit diesem Gedicht von Reiner Kunze hat sie uns überrumpelt, so daß wir gar nicht anders konnten, als sie für O livro zu rekrutieren:

DÜSSELDORFER IMPROMPTU

Der himmel zieht die erde an
wie geld geld

Bäume aus
glas und stahl, morgens
voll glühender früchte

Der mensch
ist dem menschen
ein ellenbogen

- Reiner Kunze

Seid uns willkommen! Damit ist unser festgesetztes Maximum von 6 Mitgliedern erreicht und zugleich das angestrebte Gleichgewicht hergestellt!

Außerdem wurde die Homepage um folgende Updates erweitert: Neu ist die Sektion votings, neu ist das forum und auch unter links sind jetzt tatsächlich Links zu finden! Juhu, O livro ist keine virtuelle Sackgasse mehr!

4. November 2001

Was gibt es Neues bei O livro? Es gibt wieder etwas zu entdecken: wir haben eine neue Kategorie auf unserer Homepage eingerichtet, die wir stücke nennen. Dort ist eure Kreativität gefragt. Schaut sie euch an, erfahrt, worum es geht, und, wenn ihr Lust habt, mitzumachen – dann laßt euch nicht davon abhalten. Wir sind gespannt und neugierig! Wenn ihr noch Fragen habt, schreibt uns!

Und außerdem? Es hat eine Weile gedauert, doch jetzt wird über Kafka diskutiert! Lest unsere Essays und Diskussionsbeiträge und beteiligt euch in unserem forum an der Diskussion.

9. November 2001

Die Website von O livro ist umgezogen. Auf die Domain "www.o-livro.de". Das bedeutet: keine lästigen Werbeeinblendungen mehr, kein ungeduldiges Warten beim Laden der Homepage. Trotzdem sagen wir: Danke, Tripod!

23. November 2001

Die Diskussion rund um den "Proceß" von Franz Kafka neigt sich langsam, aber gewiß zum Ende. Darum laufen bei uns jetzt die Vorbereitungen für die nächste Runde auf Hochtouren: unter der Rubrik votings können die neuen und ausführlich begründeten Buchvorschläge nachgelesen und beurteilt werden. Wenn ihr nach Literaturanregungen und -tipps sucht, dann seid ihr dort genau an der richtigen Adresse. Am Ende des Monats werden wir abstimmen und sehen, welches Buch das Rennen macht. Die Spannung steigt.

Außerdem ist die Rubrik mitglieder fertiggestellt wurden. Wer wissen möchte, wer wir sind, der sollte sich dort einmal genauer umschauen.

30. November 2001

An diesem Freitag hat es bei O livro in der Luft geknistert. Die Spannung ließ sich kaum aushalten. Eifrig wurden listige Strategien erwogen, aber dann zugunsten der Entscheidung des Herzens wieder verworfen. Das eine Buch wurde einem anderen vorgezogen – in jedem Fall eine schwere Entscheidung ... aber dann war es entschieden ... oder doch noch eine kleine Umstellung? Jedenfalls irgendwann war sie endgültig fertig: die persönliche Top 10! Nach einer Transzendentalen Meditation war man schließlich auch in der emotionalen Verfassung den Sent-Button zu drücken und das Ranking in die weltweite Verstrickung zu katapultieren. Kein Zurück mehr. Doch es blieb keine Zeit zum Durchatmen: hastig, neugierig, ungeduldig erwartete man neue Nachrichten in der Mailbox und waren sie endlich da, dann wurde addiert, dann fing es an in den Fingern zu kribbeln, dann stellte sich im Bauch ein flaues Gefühl ein, dann wurden Hoffnungen geschürt oder jäh enttäuscht. Zwölf gute Bücher standen zur Auswahl und es konnte nur eines, nur ein einziges von diesen zwölf gewinnen. Da sah es schon so aus, als würde "Stiller" von Max Frisch die Runde für sich entscheiden, aber eine Stimme fehlte noch und sie sollte das Ruder noch einmal herumreißen zugunsten von ... Wer wissen will, wie der Thriller ausgegangen ist, der kann in den votings vom November 2001 alles genau nachlesen.